Münchner Stadtmuseum

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Zu einem historischen Museum formierte sich das Haus offiziell aber erst 1888 auf Initiative des Stadtarchivars Ernst von Destouches, und mit der Maillinger-Sammlung erhielt es einen Bestand von über 100.000 graphischen Blätter, die kein anderes Thema hatten als „München“. Durch eine Lotterie wurde übrigens der ansehnliche Kaufpreis finanziert. Daraus wurde allmählich, zusammen mit einer inszenierten Zimmerflucht unter dem Titel „Bürgerliche Wohnkultur“, eine Art liebenswürdiges Heimatmuseum. Doch außer dass die Graphikbestände in ständigem Wechsel ausgestellt wurden, geschah nichts Spektakuläres. Der Krieg zerstörte dann den Marstall und die Dächer des Zeughauses und des im Jahr 1927 hinzugekommenen Baukörpers, den der Stadtbaurat Hans Grässel entworfen hatte. Die Sammlungen aber blieben dank rechtzeitiger Auslagerung von Verlusten weitgehend verschont.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich das Haus schnell zu einem vielfältig an Kulturgeschichte interessierten Ausstellungshaus. Foto und Film wurden, damals ein absolutes Novum in deutschen Museen, gesammelt und präsentiert. Schon bestehende städtische Sammlungen, wie die der Musikinstrumente und des Puppentheaters, wurden unter einem Dach zusammengeführt. Immer mehr konzentrierte sich das Münchner Stadtmuseum auf Bereiche, die anderswo vernachlässigt oder noch gar nicht als museumswürdig angesehen wurden. Schon seit den frühen 1950er Jahren kam Münchner Jugendstil ins Haus, absolute Meisterwerke wie der „Peitschenhieb“ von Hermann Obrist oder die frühesten Möbel von August Endell. Plakate, Gelegenheitsgraphik und Bildsatire, Schaustellerei, Dinge des Alltags, Mode und vieles andere mehr ergänzten die herkömmlichen Bestände.

Aus dieser Neugier für signifikante aber unbeachtete Objekte entwickelte sich in den 1970er Jahren ein populärer Ausstellungsstil, der bald viele Nachahmer*innen fand: Mit der Lust am Ephemeren wurde anscheinend Wertloses zum Dokument für wichtige Botschaften, eine kritische Befragung von Bildern und Gegenständen, und das auch noch auf unterhaltsame, ja manchmal „sentimentalische“ Weise. Und es war die goldene Zeit der Skandale: Der Untertitel „Nationalrausch“ einer Ausstellung zum Oktoberfest (1985) erregte einige Gemüter genauso wie einige kritische Passagen über das inzwischen eingestellte Atomkraftwerk Ohu im Katalog der Ausstellung „Die Isar, ein Lebenslauf“ (1983). Auch gegen das sechste Gebot wurde häufiger verstoßen, was mit über 100.000 Besuchern in der Ausstellung „Das Aktfoto“ (1985) einen bisher nicht mehr erreichten Rekord bedeutete. Und als dann „Die Zwanziger Jahre in München“ (1979) und endlich auch die Zeit des „Dritten Reichs“ („München. Hauptstadt der Bewegung“ ab 1993) in großen Ausstellungen behandelt wurden, brauchte es gute Nerven, um die überkochenden Reaktionen auszuhalten. Dann aber wurden die Mittel für ein ständig wechselndes und dabei immer aufwändiger inszeniertes Ausstellungsprogramm knapp und das Fehlen einer attraktiven Dauerausstellung machte sich zunehmend schmerzlich bemerkbar.

Durch die neue, um das Jahr 2000 eingeleitete Entwicklung auf dem St.-Jakobs-Platz kam endlich Fahrt in die seit langer Zeit gehegten Umbaupläne für das Museum. Das Ergebnis ist die Dauerausstellung „Typisch München!“, die, allein aus den Beständen des Hauses gespeist, den erstmaligen Versuch unternimmt, die Geschichte Münchens, aber auch das Wesen dieser Stadt und ihrer Einwohner*innen, in Vitrinen zu packen, auf Sockel zu stellen und an die Wand zu hängen. Neben alten Bekannten, wie den zehn Originalen der Moriskentänzer vom Bildschnitzer Erasmus Grasser, gibt es viele Überraschungen und bisher nahezu Unbekanntes zu sehen.

Seit 1977 gehört auch ein weiteres Gebäude auf dem Platz zum Einzugsbereich des Münchner Stadtmuseum, und zwar das einstige Wohn- und Atelierhaus des Münchner Rokoko-Bildhauers Ignaz Günther. Es entstand um die Mitte des 18. Jahrhunderts durch das Zusammenlegen zweier mittelalterlicher Häuser auf dem Oberen und Unteren Anger, an deren ursprüngliches Aussehen heute noch der kleine Innenhof mit Brunnen, die steile, „Himmelsleiter“ genannte Treppe, ein Zimmer mit Balkendecke und die „Ohrwaschl“ genannten Dachgauben erinnern. Jetzt ist das Haus Sitz der Verwaltung des Münchner Stadtmuseums.

Neben seinen ständig wechselnden Ausstellungen bietet das Münchner Stadtmuseum seit jeher auch eine ganze Reihe regelmäßiger Veranstaltungen. Da ist natürlich zunächst das Filmmuseum, das in seinem Kino täglich wechselnde Programme zeigt, zum Teil aus eigenen Beständen, zum größeren Teil aber in Zusammenarbeit mit den großen Filmarchiven und Kinematheken in der ganzen Welt. Hier werden Filme vorbildhaft restauriert, wobei das Hauptaugenmerk dem deutschen Stummfilm der 1920er Jahre gilt. Besondere Pflege genießt das filmische Werk Karl Valentins, einem der Pioniere dieses Mediums in München.

Ein besonders treues Stammpublikum haben die Veranstaltungen, die in der Musikinstrumentensammlung stattfinden, sowohl abends als auch am Sonntagvormittag. Erstklassige Interpreten, selten gespielte Musik und Auftritte eigentlich längst ausgestorbener Instrumente haben es in der Stadt mit der weltweit höchsten Konzertdichte geschafft, ständig ausverkauft zu sein. Nicht nur für Kinder gedacht sind die regelmäßigen Puppentheateraufführungen, die meistens im Saal des Münchner Stadtmuseums stattfinden. Auch hier achten die Programmmacher darauf, einem verwöhnten Publikum internationale Produktionen zu präsentieren, die sonst möglicherweise an München vorübergehen würden.

Auch nach der anstehenden Generalsanierung, in deren Mittelpunkt der Gsaengertrakt und dessen Öffnung zum Rindermarkt und zum Rosental hin steht, wird der St.-Jakobs-Platz die Adresse des Münchner Stadtmuseums bleiben. Es ist der beste denkbare Standort für das Gedächtnis dieser Stadt.

(Quelle: muenchner-stadtmuseum.de)

Adresse:

Münchner Stadtmuseum
St.-Jakobs-Platz 1
80331 München

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Quelle: Veranstalter – Irrtümer und Änderungen vorbehalten

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